Lärmschutzzone Brühl
Gestern hat das Atomino bekannt gegeben, dass es den Brühl in Karl-Marx-Stadt verlassen wird. Grund: Zu laut! Nicht der Brühl, sondern der Klub. Innerhalb des knapp einjährigen Bestehens auf der ehemaligen Flaniermeile kamen einfach zu viele Menschen und störten nicht nur die Betreiber des Klubs nachhaltig. Damit ist nun Schluss – man will wieder seine Ruhe haben. Auch die Vermieter und Bewohner des Brühls atmen auf. Denn das Projekt “Brühlbelebung” zog einige Probleme nach sich. Ahnen konnte das keiner. Für viele war so ein Vorhaben Neuland.
Das Hauptproblem kroch schnell aus den Ritzen der verfallenen Häuser. Es hat sich gezeigt, dass der Lärmpegel proportional mit der Anzahl an Personen pro Quadratmeter steigt. Dieses Phänomen lässt sich zum Beispiel sehr gut in einem beliebigen Aldi beobachten. Hierzu vergleichen Sie einfach den Lärmpegel an einem normalen Wochentag abends halb 8 zu dem am letzten Öffnungstag vor Weihnachten.
Personenanzahl / Fläche = Lärmpegel
Das Ganze kann dann noch mit Alkoholkonsum oder das Erzählen eines Witzes potenziert werden. Doch damit nicht genug. Personen gelten generell als das Hauptproblem von Flächen und Räumen! Neben Lärm verursachen sie zudem Wärme, Abgase und sie behindern die Sicht. Nichts als Ärger.
Nun findet in der Stadt ein Umdenken statt. Das Problem ist erkannt, die Lösung gefunden. So soll auf dem Brühl nun eine Lärmschutzzone errichtet werden. Ein ganzes Viertel wird vom Lärm befreit. Dieses Modellprojekt ist einzigartig in Europa! Daher stellt die EU auch einiges an Fördermitteln bereit und die Kommission wartet schon gierig auf erste Erfahrungen aus Chemnitz. Die Finanzierung steht auch schon. Da noch ein ordentlicher Geldtopf von der Belebung des Brühls vorhanden ist, wird nun fleißig umgewidmet. Aus der Belebung wird die Lärmbefreiung.
Das Sonder-Emissionreduktions-Gesetz soll helfen
Die Grundidee ist einfach: Da Menschen als die Wurzel erkannt wurden, werden sie am Übel gepackt und außer Gefecht gesetzt. Denn: Wo nichts ist, da ist nichts! Und das gilt auch für Lärm, der nur da ist, wo Leute sind. So einfach ist das. Um das zu erreichen werden die verschiedensten Maßnahmen auf der Grundlage des neu geschaffenen Sonder-Emissionreduktions-Gesetzes (SEG) ergriffen. Zum einen wird die Bewohnerzahl jedes Karrees unter “12” gehalten. So entstehen keine lärmfördernden Populationszentren. Außerdem wird eine Betretungssperre verhängt, die ab 20 Uhr greift – im Winter ab 18 Uhr. Zu guter Letzt bleibt bei der Verwaltung der Immobilien alles beim Alten, da sich in den vergangenen Jahren bereits viele Erfolge eingestellt haben. Innerhalb von 1 Jahr – so hofft man – ist das Ziel der “Lärmschutzzone Brühl” erreicht. Und wenn alles gut geht, ist Karl-Marx-Stadt dann um eine Attraktion reicher!
Weitere Informationen zur geplanten Lärmschutzzone erhalten Sie hier:
https://www.facebook.com/ClubAtomino
https://www.facebook.com/pages/Atomino-muss-bleiben/402581116531507
Falk Sieghard
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